Korfu

Korfu
Kọr|fu; -s:
griechische Insel im Ionischen Meer.

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Korfu
 
['kɔrfu, kɔr'fuː], altgriechisch Kọrkyra, alt- und neugriechisch Kẹrkyra, lateinisch Cọrcyra,  
 1) Hauptstadt des Verwaltungsbezirks (Nomos) Korfu und der Insel Korfu, Griechenland, auf einem Vorsprung der Ostküste, 31 400 Einwohner; Sitz eines griechisch-orthodoxen Metropoliten und eines katholischen Erzbischofs, Universität; Fremdenverkehr; künstlich angelegter Hafen (Fährverkehr), Flughafen.
 
 
Die Stadt wird von venezianischen Festungsanlagen bestimmt, die Zitadelle oder Alte Festung liegt auf einem Vorgebirge (an der Stelle einer mittelalterlichen Stadt), heutige Bebauung v. a. 19. Jahrhundert, West-Bastion 1588. Die Neue Festung entstand 1577-88, die Hauptkirche Hagios Spyridon 1589-96; das Alte Königsschloss ist ein klassizistischer Bau von 1819, das Rathaus eine venezianische Loggia (1663). - Das antike Korkyra oder Kerkyra, auch Palaiopolis (alte Stadt) genannt, liegt im heutigen südlichen Stadtgebiet. Das überlieferte Gründungsdatum (734 v. Chr. durch Korinth) scheint sich archäologisch zu bestätigen. Von der Akropolis stammen nur geringe Funde; etwas tiefer lag ein alter Tempel der Hera (?). Von der antiken Unterstadt sind die hellenistischen Stadtmauern sichtbar, freigelegt wurde v. a. der große Artemisaltar (25,40 m × 2,70 m), vom Artemistempel (590-580 v. Chr.) befinden sich Giebelskulpturen (u. a. eine Gorgo) im archäologischen Museum von Korfu. Die Stelle der Agora von Kerkyra wird durch die kleine Hagia Kerkyra bezeichnet (12. Jahrhundert), sie steht über den Fundamenten eines halbrunden Baus des 2./1. Jahrhunderts v. Chr. und verwendet Teile des Mittelschiffs eines großen frühchristlichen Vorläuferbaus. In einer der antiken Nekropolen vor der alten Stadt befindet sich die byzantinische Kreuzkuppelkirche Hagios Iasonos kai Sosipatru (12. Jahrhundert); vom kreisförmigen Grabbau des Menekrates (zwischen 625 und 550) stammt die Löwenskulptur im Museum.
 
 2) nördlichste der Ionischen Inseln, Westgriechenland, 592 km2, 104 800 Einwohner; bildet mit Nachbarinseln den Verwaltungsbezirk (Nomos) Korfu mit insgesamt 641 km2 und 107 600 Einwohner. Die Insel Korfu ist durch eine seichte, nur 2,5-20 km breite Meeresstraße vom Festland (Epirus) getrennt. Sie hat zum Teil schroffe Felsenküsten; der Norden wird von einem Kalkgebirge (bis 906 m über dem Meeresspiegel) beherrscht, der Südteil ist hügelig. Landwirtschaftliche Produkte sind Oliven, Wein, Obst und Gemüse; Flughafen; Haupteinkommensquelle der Bevölkerung ist der Fremdenverkehr (v. a. Badetourismus).
 
 
Korfu, nach antiker Auffassung die Insel Scheria der Odyssee, war von Liburnern bewohnt und wurde (angeblich 734 v. Chr.) von Korinth aus kolonisiert. Am Kampf Korfus mit Korinth um die gemeinsame Kolonie Epidamnos (seit 435) entzündete sich der Peloponnesische Krieg. 229 v. Chr. stellte sich die Insel unter römischem Schutz; sie gehörte später zur römischen Provinz Macedonia, dann zu Achaia und Epirus, in byzantinischer Zeit zum Thema Kephallenia; 1147 durch die Flotte des normannischen Königs Roger II. von Sizilien erobert, doch 1154 vom byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos wiedergewonnen; nach zeitweiliger venezianischer Herrschaft 1212 für das Despotat von Epirus gesichert und von diesem 1258 an den Staufer Manfred von Sizilien abgetreten. Die freiwillige Unterstellung seiner Adligen unter Venedig 1386 bewahrte Korfu vor der Türkenherrschaft (Abwehr von türkischen Belagerungen 1537 und 1716). Nach der französischen Besetzung Venedigs 1797 teilte Korfu das Schicksal der Ionischen Inseln und kam 1864 an Griechenland. 1916/17 Sitz der serbischen Regierung; 1923 und 1941-43 von italienischen, von September 1943 bis September 1944 von deutschen Truppen besetzt (im Juni 1944 Deportation der dort lebenden Juden).
 
 
K. Gallas: K. (1986).

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Kọr|fu; -s: ionische Insel u. Stadt.

Universal-Lexikon. 2012.

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